Wer Stahl kaufen will, atmet auf. Das Licht am Ende des Tunnels wird größer, nachdem die Stahlpreise für Flacherzeugnisse ein weiteres Mal sinken. Warmgewalzter Stahl kostete 1.325 Euro je Tonne ex-works Ruhr am 22. April 2022. Das waren 25 Euro weniger als in der Vorwoche. Ein Händler erwartet in den kommenden Wochen Preisrückgänge von 100-200 Euro und mehr.
Stahlkäufer halten sich zurück. Es gebe keine Eile die Lagerbestände aufzustocken, zitiert Platts einen Käufer. Überdies hätten Stahlhersteller aufgrund von stornierten Bestellungen der Automobilindustrie und einer generell schwachen Nachfrage freiliegende Kapazitäten.
Obschon die Stahlpreise für Flacherzeugnisse wie Warmband, Kaltband oder feuerverzinkten Bandstahl im April sinken, ist es zu früh von einer Normalisierung zu sprechen. Die Folgen des Ukraine-Kriegs zusammen mit den extrem gestiegenen Energiekosten stecken nach wie vor in den Preisen.
Warmband wurde zwar in den letzten Wochen um 100 Euro je Tonne (-7%) günstiger. Für einen Spotmarktpreis von 980 Euro, zu diesem war das Material vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gehandelt worden, braucht es jedoch einen weiteren Rückgang um 345 Euro bzw. 26 Prozent.
Stahlpreis Prognosen
Ein deutlicher Rückgang der Stahlpreise ist der Deutschen Industriebank (IKB) zufolge erst einige Monate nach Kriegsende wahrscheinlich. Darüber hinaus gebe es laut den IKB-Experten noch eine weitere Möglichkeit die Stahlpreise substanziell runterzubekommen: Eine Rezession.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Lage im April verschlechtert. Der vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zusammen mit S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) sank um drei Punkte auf 54 Zähler. Trotz der Abnahme bleiben die Industrieunternehmen auf Expansionskurs. Eine Rezession läge erst bei unter 50 Punkten vor.
Ein von Platts befragter Stahlhändler trifft eine andere Stahlpreis Prognose: Man könne bereits jetzt mit Verhandlungsgeschick Warmband von den Stahlherstellern für 1.300 Euro kaufen. Kurzfristig werde es um 100-200 Euro oder sogar noch tiefer runter gehen, erwartet dieser.