Stahlpreis Prognose: Talsohle wird im Juni 2022 erreicht

Der Rückgang der Stahlpreise für Flacherzeugnisse verlangsamt sich, und so kostete Warmband 1.040 Euro je Tonne am 26. Mai 2022. Das Ende der Talfahrt steht aber wohl noch aus. Käufer gingen davon aus, dass die Talsohle noch nicht erreicht sei, meldet Fastmarkets.

Die Stahlpreisentwicklung für Warmband war am 22. März 2022 auf 1.425 Euro hochgeschossen. Die anschließende Gegenbewegung drückte den Spotmarktpreis bis Ende April 2022 auf 1.310 Euro. In der letzten Aprilwoche und im Mai ging es dann deutlich steiler bergab. Warmband wurde um 270 Euro je Tonne (-21%) günstiger.

Stahl Entwicklung mit eingezeichneter Stahlpreis Prognose 2022

"Stahlhersteller haben ihre Verkaufspreise erneut gesenkt. Es sieht also so aus, dass sich der Trend nicht verändert hat. Allerdings sinken die Preise langsamer", zitiert Platts den Mitarbeiter eines Service-Centers. Warmband aus italienischen Hütten kostete zuletzt 970 Euro.

Konjunktur wackelt

"Die deutsche Wirtschaft erweist sich trotz Inflationssorgen, Materialengpässen und Krieg in der Ukraine als robust", heißt es im Bericht über die Entwicklung des Geschäftsklimas im Mai 2022. "Im Verarbeitenden Gewerbe legte der Index merklich zu", meldet das ifo-Institut.

Auch der Einkaufsmanagerindex (PMI) legte im Mai überraschend zu. Der Eindruck täuscht allerdings etwas. Die steigende Industrieproduktion rühre in erster Linie von der Abarbeitung des Auftragsbestands her. Der Auftragseingang war hingegen weiter rückläufig war. Dies verspreche "nichts Gutes für die Wachstumsaussichten des Sektors", erläutert S&P Global die monatliche PMI-Umfrage unter rund 800 Unternehmen.

Die Weltwirtschaft steht momentan auf wackligen Beinen. So ist die amerikanische Notenbank dabei die Zinsen kräftig zu erhöhen, um eine nahe 10% liegende Inflation runterzubringen. Damit geht zwangsläufig eine konjunkturelle Abkühlung einher. Chinas Wirtschaft ist von harschen Covid-Lockdowns gezeichnet. In Europa verursacht der Krieg in der Ukraine nach wie vor große Unsicherheit.

Stahlpreis Ausblick

Eine Bodenbildung des Stahlpreises für warmgewalzte Erzeugnisse steht noch aus. Man muss damit rechnen, dass der Preis am Spotmarkt in den kommenden Wochen unter 1.000 Euro ex-works Ruhr fällt. Käufer dürfte daher noch etwas abwarten, bevor sie ihre für September benötigten Stahlmengen bestellen.

Auf der anderen Seite ist das Abwärtspotenzial beinahe ausgeschöpft. Flachstahlhersteller blicken in diesem Zusammenhang auch nach Indien. Dort hat die Regierung die Ausfuhrzölle für Stahlprodukte erhöht. Es kommt weniger Importstahl in die EU, was für eine Stabilisierung der Preise spricht.

Überdies stehen Produktionskürzungen im Raum. Die Stahlhersteller können nicht zu den gleichen Kosten produzieren wie vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Sollte der Warmbandpreis tatsächlich auf das Preisniveau von Mitte Februar 2022 bei 960 Euro absinken, bliebe den Herstellern keine andere Wahl als zu versuchen per Angebotsverknappung den Preis wieder hochzubringen.

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